Schon fast traditionell widme ich mich am zweiten Weihnachtstag meinem Wichtelfilm, weil mein Leben einfach so erbärmlich langweilig ist, das ich nichts besseres zu tun habe. In diesem Jahr ist der Nikolaus zu Besuch in der Exhibitionisten Attacke und streckt mir schon im Startbildschirm seine kleine Rute entgegen. Ein guter Start ins diesjährige Wichtelabenteuer. Gedreht von Jochen Taubert, dem laut Klappentext König des Gore und dem Macher von den hier im Forum ja fast schon legendären Pudelmützenrambos und so Werken wie Maniac Killer, Hingerichtet und Ich pisse auf deinen Kadaver Wer kennt ihn nicht. Für knapp siebzig Minuten Film hat es diesmal gereicht, ich bin gespannt und überlege schon vorm Start ob eine erneute Sichtung des letztjährigen Stummfilm „Die Nibelungen“ nicht doch die bessere Alternative ist. Wie immer schreibe ich während des Films meine Gedankengänge zu einem kleinen Mitschnitt zusammen also entschuldigt schon mal jetzt diverses wirres Zeug
So here we go:
Nach dreißig Sekunden der erste Druck auf die Pausetaste. Erschreckende Bildqualität, hat was von alter Heimvideoatmosphäre. Drei osteuropäische Nutten betreten eine Lokalität, schnappen sich ein paar Plastikinstrumente und wackeln in knappen Lederröcken auf einer Bühne im Takt. Das ganze bei halber Bildgeschwindigkeit, neunziger Technomucke und ein komischer „DJ“ sorgt im Hintergrund für erste Brechreize. Das Intro läuft, die Hauptdarsteller werden vorgestellt. Adriane Sondermann, Sonja Seemüller und …. herrgott jetzt singen sie auch noch. Ähm … Silvia Klippert und Christian Bütterhoff spielen auch mit. Aber ernsthaft … diese Musik, der DJ … mein Magen rumort jetzt schon. Wo ist der Fencheltee?
Minute fünf und sie tanzen immer noch … mir völlig unbekannte Namen rauschen durchs Bild, vermutlich alles Fake Namen, niemand möchte wirklich ernsthaft mit diesem Machwerk in Verbindung gebracht werden. Außer Jochen Taubert natürlich, dessen Name gleich dreimal das DVD Cover ziert, damit man ihn auch nicht so schnell vergisst. Oje sie reden … kann ich nicht noch lieber ein wenig Musik haben? Gotta hit the Music!
Szenenwechsel. Im Krankenhaus liegt der Bruder von Adriane Sondermüll. Ein Arzt kommt rein und hat ein Chartboard in der Hand, von dem er nun tatsächlich den kompletten Dialog abliest
Man sieht immer wieder, wie er heimlich nach unten auf den Text schaut um sich all die schweren Wörter zu merken. Leider verstehe ich nicht allzuviel von dem was er sagt, denn die Soundabmischung ist ziemlich mies. Irgendwas von Krebs im Endstadium und er will den Patienten noch ein letztes Mal operieren oder so … schwenk in den Operationssaal … und würg sie zeigen echte Aufnahmen einer Operation. Nichts für zartbesaitete Vegetarier wie mich ...ich muss die Käsebällchen erstmal zur Seite legen.
Operation gelungen, Patient mutiert zum Exhibitionisten während die Mädelsband ihren Erfolg mit Hansapils begießt. An der Wand ein Tittenkalender und ein eingerahmter Opel Manta, Pils und Fikusbaum auf dem Tisch … eine echt schnieke Partymeile haben die Mädels da. Patient wankt ins Bild und lüftet den Mantel. Warum? Weiß ich nicht, ich verstehe immer nur jedes dritte Wort. Schwenk auf ein Gedeck von Minitomaten die in Nudelsoße schwimmen. Sollen wohl Gedärme darstellen. Oder halt Minitomaten in Nudelsoße. Weiß man nicht, der surreale Meister Taubert hat wieder zugeschlagen. Was will er uns damit sagen? Was soll das bedeuten? Was wollen wir trinken?
In der Zwischenzeit hat Frau Sondermüll den Arzt angezeigt. So ein Pfuscher! Die Nudeln waren gar nicht al dente. Ihr Bruder hat immer noch Schmerzen … nein … moment ich glaube er ist tot. Der Glückspilz, für ihn ist der Film zu Ende, ich muss noch über eine Stunde ertragen … und wieder Bilder irgendeiner Operation. Wirklich nicht schön anzusehen Immer nur diese Därme, Mägen und Organe von innen … ich will endlich ein paar Titten sehen, verdammt!
„Dieser Mantel hält deine inneren Organe zusammen“ liest der Doktor von seine Chartboard ab und erklärt dem Zuschauer warum seine Patienten alle in ein und demselben braunen Ledermantel durchs Bild stümpern und nun erneut den Mantel lüften. Frontalangriff auf meine Sehnerven! Oder wie ein Mädel im Film es süffisant beschreibt: „Was für ein Sportschnuller“
Das war zuviel für unseren Exhibitionisten, und er schießt auf die Partiemeute! Actiooooooooooooooooon! Es wird geschlitzt, gespritzt und gemeuchelt bis die Schwarte kracht
Und gekotzt wird auch. Nicht ich, der Fencheltee beruhigt, aber unsere Partiemeute hat nervöse Mägen. Eine wilde Hatz durchs Haus beginnt. Ruhrpottcharme at its Best! Showdown im Dachgeschoss! Ne Moment … Showdown auf dem Dach!
Wirkt etwas ungelenk, aber was machen Laiendarsteller nicht für etwas Geld auf Hartz 4 Niveau. Nun ein spektakulärer Sturz von Dach aus einem Meter Höhe. Frau Lederrock Nummer drei bezahlt diesen Fehler mit ihrem Leben und wird mit einer Mistgabel erstochen. Dramatisch unterlegt mit Techosound.
Screamqueen Sondermüll lebt immer noch. Schaut eigentlich ganz schnukelig aus, hat aber das Schauspieltalent eines Teebeutels. Macht aber nichts, denn der Hauptdarsteller tritt ins Bild, die gute alte Kettensäge! Zeit für etwas Tierblut …. vorher Schwenk auf einen kleinen Fetischporno mit Handschellen und einem ganzen Kanister voller Gleitmittel … oder doch Benzin? Diese Ruhrpottler mit ihren komischen Orientierungen ….Jetzt auch noch ein Schnauzbartträger … langsam geht’s echt zu weit ….und Kopfschmerzen bekomme ich auch so langsam denn seit einer geschlagenen halben Stunde düdelt da im Hintergrund diese schlechte Bummsmucke aus der Anfangsszene …
Schnitt auf die Kettensäge … springt erst beim zweiten Mal an, für ein neues Take war aber wohl keine Zeit
Jetzt Heimwerken mit Mr. Exhibitionist. Tapeten bekommen eine neue Farbe in Blutrot und sein Opfer wird zum Kaffeetisch umfunktioniert. Fehlt nur das Kaffeetischbuch über Kaffeetische. Frau Sondermüll lebt immer noch und setzt zum Gegenschlag an. Sie hat eine Waffe gefunden, überlässt sie aber dem Schnauzer und schnappt sich lieber einen Baseballschläger. Macht Sinn. Oder auch nicht. Aber was macht hier schon noch Sinn?